Schule in Russland

21 Apr

Heute war ich im deutschen Lesesaal der Gorki Bibliothek, wo ich in der Funktion als „Vorzeigedeutscher“ Schülerinnen und Schülern aus der fünften Klasse, die gerade etwas mehr als ein halbes Jahr Deutsch lernen (also etwa so lange, wie ich in Russland Russisch lerne), Frage und Antwort stehen durfte. Sie waren extra aus Kungur nach Perm angereist um den Lesesaal und das deutsch-russische Institut zu besuchen.

Es war eine aufmerksame und interessierte Gruppe, die wirklich tolle Fragen gestellt hat und in einer so kurzen Zeit schon beachtlich die Sprache erlernt hat, um so unverständlicher ist es für mich, wenn dann die Lehrerin immer wieder die Benotung der Schüler als Ansporn bemüht. Bei den Besten hob sie immer hervor, sie oder er würde für den heutigen Tag eine Fünf – also die Bestnote in Russland – bekommen oder habe sie bereits auf dem Zeugnis wegen des großen Fleißes.

Es war nicht meine erste Erfahrung hier mit jungen Schulkindern in Perm, denn ich hatbe auch schon einmal in Sakamsk die dritten Klassen einer Grundschule besucht. Sakamsk ist ein eher ärmerer Stadtteil, der wie der Name bereits sagt, hinter der Kama liegt, also eher abseits des Zentrums und diese Schule hat sehr viel mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen zu tun.

Auch die Lehrerin hier, die mich eingeladen hatte mal ihre Klassen zu besuchen, ist sehr bemüht und versucht sich an modernen Lehrmethoden fernab des Frontalunterrichtes, doch irgendwie setzte auch sie sehr auf ein paar gute Schüler und drohte immer wieder bei nicht Beteiligung den noch wirklich kleinen Kindern mit schlechten Noten.

Auffällig waren auch die Schuluniformen, denn in manchen Klassen gab es sie und in anderen nicht. Das können die Elternpflegschaften einer jeden Klasse selbst entscheiden.

Als am krassesten empfand ich aber die Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen, denn beim Masleniza-Fest war ich ja auch an einer Schule, aber während die Schule in Sakamsk alt und marode war, war das Gymnasium Nr. 1 ein wahres Vorzeigeobjekt mit dem es wohl die wenigsten Schulen in Deutschland aufnehmen können.

Alles wirkte frisch renoviert und die weißen Wände waren markellos weiß, an den Wänden hingen überall Aquarelle und Ölgemälde, es gab Bilder einer archäologischen Expedition, die die zehnten Klassen unternehmen, in der Pausenhalle gab es vor Kopf eine kleine Bühne mit Klavier, in den Klassenräumen befanden sich interaktive Whiteboards…also eine ganze Menge von dem ich in meiner deutschen Schulzeit nur hätte träumen können.

Es ist keine private Schule, aber man muss mehrmals Tests bestehen um auf der Schule bleiben zu dürfen und um dort in die erste Klasse gehen zu können, muss man bereits lesen und schreiben können, womit wir bereits bei dem Problem des russischen Bildungssystems sind:

Wohlhabende Eltern schicken ihre Kinder bereits ein Jahr vor der Einschulung auf eine kostenpflichtige Vorschule, an der sie Lesen und Schreiben lernen und manchmal auch für die Einschulungstests ihr erstes Englisch.

Es bestehen also an den staatlichen Schulen riesige Unterschiede und jeder kann theoretisch auf jede Schule gehen, aber die besseren Schulen sind auch in den wohlhabenderen Bezirken in denen sich die Eltern eine private Förderung neben der Schule leisten können, sodass doch wieder die Herkunft eine große Rolle spielt.

JFG

6 Antworten to “Schule in Russland”

  1. Mama April 23, 2011 um 5:00 pm #

    Hallo Jan, der Bericht über die Schulen in Russland ist sehr interessant. Gruß Mama

  2. ute April 23, 2011 um 6:23 pm #

    Hallo Jan, nachdem wir jetzt aus Krakau zurück sind..Philipp besucht ..bewundere ich dich erst recht..wie kann mann nur die russische Sprache erlernen.Respekt. So nun wünschen wir dir noch ein frohes Osterfest und freuen uns noch auf viele tolle
    Berichte von dir. Noch eine schöne Zeit. Ute und Theo

    • funfan1989 April 24, 2011 um 5:52 pm #

      Vielen Dank, ich wünsche Euch auch frohe Ostern!

  3. Natalia Mai 27, 2011 um 6:11 am #

    Hallo Jan,
    ich bin entsetzt darueber was du ueber unsere Schule geschrieben hast. Das ist Beleidigung fuer mich und meine Schueler. Russland ist fuer dich nur eine exotische Reise und du bist ein Snob und mega langweiliger Typ. Go home!

    Natascha Barenthin

    • funfan1989 Mai 27, 2011 um 9:14 am #

      Ich bin immer bemüht aufrichtig und wahrheitsgemäß, aber auch krtisch zu schreiben. In diesem Artikel fühlt sich Natascha Barenthin, welche die erwähnte Leherin in Sakamsk ist, zu Unrecht beschuldigt Notendruck ihren Schülern gegenüber ausgeübt zu haben. Es ist mir wichtig, dass ihr diese andere Darstellung kennt.
      Ich möchte aber auch erwähnen, dass ich meiner Erinnerung nach dieses Thema im Anschluss an den Schultag aufgriff und eine solche Kritik auch persönlich äußerte.
      Es lag mir fern in irgendeiner Form beleidigend zu werden und im Besonderen den Kindern bin ich herzlich gesinnt.

      • Natalia Mai 27, 2011 um 9:30 am #

        1. Eigentlich warst du der „Lehrer“. Du hast den Unterricht gemacht. Als die Kinder laut waren, weil du sie gelangweilt hast, warst du recht streng. Vergessen?
        2. Das war die zweite Klasse, die noch nicht benotet wird. Also konnte ich keinen Notendruck ausueben.
        3. Du kannst kein Russisch. Wie konntest du bloss so viel verstehen?…
        4. Du warst ein Gast. Du hast uns mit deinen infantilen Phantasien in die Seele gespuckt.
        5. Du bist schlecht erzogen.
        6. Hast du schon eine Hochschulausbildung? Einen Job?
        Ich bin 50 und du bist erst5 21. Das ist ein Unterschied.
        7. Als ich in Deutschland gelebt habe (20 Jahre), durfte ich in deinem Land nichts kritisieren. Du bist hier ein Gast. Spare deine Meinungen unter der Guertellinie.

        Natascha

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